Von Realität, wahren Zielen und unserer Verantwortung gegenüber der Erde

Mein Leitfaden für ein glücklicheres Leben

Alles begann damit, dass ich ziemlich in der Mitte meiner Ausbildung immerwieder nach dem Sinn meines Lebens gesucht habe. Ich konnte mich einfach nicht damit zufriedengeben, dass mir “mein zukünftiges Leben”, welches mir bevorsteht, von meinem mich tagtäglich umgebenden Umfeld bereits in aller Richtigkeit und Sinnhaftigkeit vorgelebt wird:

  • Mache einen guten Abschluss
  • Studiere nach deiner Ausbildung, damit du einen noch besseren Abschluss hast, denn hoher Abschluss = viel Geld

Gleichzeitig wurde mir immerwieder gesagt, dass ich das Geld brauchen werde, um meine Kinder / Familie zu ernähren. Mir wurde also indirekt Angst gemacht, dass mir all diese Träume und insgeheimen Wünsche verwehrt bleiben würden, wenn ich nicht diesen Weg einschlage.

Trotzdem habe ich nach bestandenem Abitur im Jahre 2010 eine Ausbildung zum Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik begonnen, da ich in diesem Beruf (von meiner seit der Kindheit vorhandenen Neigung zum Strom mal abgesehen ;-) ) bereits über vier Jahre nebenbei tätig war. Die Reaktion meines Umfeldes war wider Erwarten positiv (“es gibt ja viele die nach dem Abi erstmal was praktisches machen”), wenngleich jedesmal ein kleiner Nachsatz á la “aber ein Studium hängst du schon noch dran oder?” folgte. Dermaßen ferngesteuert von außen begann ich dann neben meiner Ausbildung im Jahre 2012 ein Fernstudium zum Fachinformatiker Fachrichtung Systemintegration an der ILS. Dieses Fernstudium habe ich allerdings nach dem 5ten Heft auf Eis gelegt (finanziert habe ich es weiterhin), um es nach dem Ende meiner Ausbildung 2013 nun wieder aufzunehmen und zu Ende zu bringen. Ich merkte allerdings, dass ich diese Entscheidung zu studieren nicht aus meinem Inneren getroffen hatte.
Ich habe viele Ideen und Pläne, die von mir selbst kommen und welche ich mit Hilfe meiner autodidaktischen Fähigkeiten stetig um(zu)setze(n versuche) - bereits seit dem Alter von 14 Jahren, als ich mit dem Programmieren begonnen habe. Klar, das braucht viel mehr Zeit und geht nicht so zügig wie bei einem Studium. Aber ich habe dabei das Gefühl, dass ich dabei wirklich etwas gelernt und es nicht nur “reingefressen und rausgekotzt” habe, so wie das am Gymnasium / an der Universität üblich ist. Und noch viel Wichtiger finde ich, dass ich von Anfang an gelernt habe, mein Gehirn zu benutzen und Verantwortung für mein Handeln zu übernehmen.

Man wächst an seinen Herausforderungen, und die stellt einem das Leben jeden Tag aufs Neue - ob man sie allerdings annimmt, bleibt jedem selbst überlassen.

Nachdem ich so in der zweiten Hälfte meiner Ausbildung angekommen war, erkannte ich zusammen mit meinem Chef, dass die Geschwindigkeit und Schnelllebigkeit in unserer Gesellschaft vorallem daher rührt, dass wir 40 Stunden / Woche arbeiten (müssen). Das ist die logische Konsequenz unseres Konsums, den wir täglich von unserem Umfeld vorgelebt bekommen und damit automatisch übernehmen (Die Macht der “Vorbilder”…). Doch mir passte das damals schon nicht in mein Weltbild. Wieso sollte ich so viel / lange arbeiten, und dann am Wochenende nach der Arbeit einen “Schalter umlegen” und die Arbeit vergessen? Das funktioniert bei mir schon mit Urlaub nicht nach diesem Prinzip. Und ein neues Smartphone oder Auto brauche ich auch nicht jedes Jahr. Also war die logische Konsequenz für mich, dass ich nach der Ausbildung in Teilzeit arbeiten werde. Glücklicherweise spielte mein Chef da gerne mit und hat mir das ermöglicht.

Dann kam die Gesellenprüfung. Ich habe sie mit Bravour gemeistert und den Anderen gezeigt, dass ich in diesem Beruf wirklich etwas drauf habe. Aber was genau habe ich jetzt eigentlich drauf, habe ich mich immerwieder gefragt. Schließlich reproduziere ich lediglich bereits Dagewesenes und erbringe bis auf Planung und Logistik keinerlei Eigenleistung. Vieles wird einfach schnell im Internet nachgeschaut - Wissen ist da fast nicht mehr nötig. In meinen Augen verstelle ich mich für den Beruf sogar, denn vieles was ich dort tun darf / muss entspricht in keinster Weise meiner ökologischen Ansicht. Alles Dinge, die es mir erschweren, den Wert meiner Arbeit zu schätzen. Diese Errungenschaft ist also in meinem Kopf stets mit einen hohen Leistungsdruck verbunden.
Und genau der ist es, den ich loswerden möchte. Denn Leistungsdruck passt weder in mein Leben noch ist er aus meiner Sicht etwas menschliches.

Oder hast du dir schon einmal überlegt, wieviele Bäume noch auf dieser Erde wachsen würden, wenn sich alle Biber jedes Jahr gegenseitig mit der Menge an gefällten Bäumen übertreffen würden? Aber genau das wurde mir unterschwellig suggeriert, wäre der Schlüssel zum Glück. 

Perfektionismus ad ultimo!

Allerdings bedeutet Perfektionismus automatisch beständiges Wachstum. Genau wie es immernoch von unserer Wirtschaft erwartet wird. Nur funktioniert unendliches Wachstum in einer endlichen Welt nicht!

Mir ist bereits seit geraumer Zeit sehr bewusst, an welch seidenem Faden unsere Ökonomie hängt und mit welche hohem Aufwand wir diese künstliche Realität täglich aufrechterhalten. Wie lange das noch funktionieren mag, spielt für mich keine Rolle (mehr). Denn mein Gefühl sagt mir eindeutig, dass ich mich in der wahren Realität wohler fühle als in dieser künstlich geschaffenen Realität.

Ich habe jeden Tag die Möglichkeit, mein Leben zu ändern und dem Kapitalismus bzw. der Konsumgesellschaft die Macht über mein Leben zu entziehen. Ich agiere unscheinbar und leise und arbeite so aktiv gegen das beständige Wirtschaftswachstum.

Hier ein paar Beispiele:

  • Ich achte auf geschlossene Rohstoffkreisläufe - beim täglichen Einkauf als auch beim Kauf von Haushaltsgütern
    • Papierverpackungen anstatt Kunststoffverpackungen
    • Glas
    • Mehrwegflaschen
    • Mitgebrachte Einkauftüten
  • Ich repariere als defekt deklarierte Geräte
  • Ich bemühe mich Strom zu sparen, indem ich stets beim Verlassen meines Zimmers alle Verbraucher vom Netz trenne

Ich bin bereit, auf Komfort und Konsum zu verzichten, um diese Ziele zu erreichen.

Wir müssen dafür endlich von dem hohen Ross heruntersteigen, jederzeit alles haben zu können. Ist es nicht viel schöner, wenn man sich im Winter auf die Erdbeeren im Sommer freuen kann, weil es sie momentan eben nicht zu kaufen gibt? Schließlich sind sie dann etwas Besonderes und haben wieder einen Wert.

Denn genau dieser Wert ist es, der uns allmählich abhanden kommt. Ich möchte aber die Dinge, die ich habe und die mich täglich umgeben, wertschätzen. Schließlich ist all das nicht selbstverständlich.

So beginne ich nun endlich MEIN Leben - ich tue drei Tage die Woche etwas für die Gemeinschaft, erwirtschafte mir meinen Lebensunterhalt und habe die restlichen vier Tage Zeit, meinen Mitmenschen zu helfen, Freunde zu treffen, einen Garten zu bewirtschaften, mich über die Inhaltsstoffe von Lebensmitteln zu informieren, mich weiterzubilden, Kinder zu zeugen, aufzuräumen, die Natur zu genießen, Bäume zu pflanzen, mich mit Menschen unterhalten, Sport zu treiben, an neuen Erfindungen zu forschen, kreativ zu sein oder einfach zu sein!

Und ich spüre es tief in mir - mir wird es nicht schlechter gehen als den Menschen, die in diesem Hamsterrad gefangen sind und nicht heraustreten wollen, weil sie der Konsum schon viel zu sehr in seinen Bann gezogen hat.

An dieser Stelle möchte ich mich vorallem bei den Menschen bedanken, die mich bisher in meinem Leben begleite(t habe)n und mir - direkt oder indirekt - ermöglicht haben, herauszufinden, was wirklich zählt und das nun auch leben und umsetzen zu dürfen.


Folgende Dokumentationen von arte sprechen mir aus der Seele und haben mich in meiner Lebensweise mehr als bestätigt - ich lege dir daher wirklich ans Herz, dir die Zeit zu nehmen sie anzusehen:

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Christian

Christian

Schreibt in diesem Blog über alles, wonach ihm gerade der Sinn steht.